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Die Geschichte der Keramik

Die wohl älteste bekannte Keramik: die Venus von Venus von Dolní Věstonice, in Mähren.
Bild Petr Novák, Wikipedia

Keramik bei rosen-huus.com

Geschichten zur Geschichte der Keramik

Vorgeschichtliche Funde zur Geschichte der Keramik

Es ist wissenschaftlicher Konsens, dass die Keramik zu den ältesten Werkstoffen gehört, welches der Mensch im Laufe seiner Entwicklung für seine Zwecke genutzt und eingesetzt hat. Wann genau die Fertigung von Keramik begonnen hat, kann nur schwer gesagt werden. Das älteste Relikt, welches bisher aufgetaucht ist, hat ein stolzes Alter von rund 25.000 Jahren!

Es ist die in Mähren (Tschechien) gefundene Venus von Dolní Věstonice. Eine Frauenfigur aus Ton, welche von einer rund 14jährigen Jugendlichen geformt worden sein dürfte. Weshalb man das weiss? Weil sie ihre Fingerabdrücke auf der Figur hinterlassen hat, was wiederum Rückschlüsse auf ihr Alter zulässt.

Wann genau die ersten Tongefäße entstanden sind, ist noch nicht abschließend geklärt. Lange Zeit ist man davon ausgegangen, dass dies etwa 8.000 Jahre vor Christus gewesen sein muss. Eine Zahl, welche man auch heute noch in verschiedenen Quellen im Netz findet…

Um die Jahrtausendwende wurden dann aber erst Scherben in Japan (ca. 14.000 v.Chr.), dann in China (18.000 v.Chr.) und schließlich im Jahr 2012 wurden wiederum in einer Höhle in China keramische Bestandteile eines Gefäßes gefunden, welches auf 23.000 v.Chr. geschätzt wurde. Man geht übrigens davon aus, dass diese Keramik mit einem ganz normalen Feuer, also bei rund 400 Grad Celsius, gebrannt wurde. Heiß genug, um den verwendeten Ton zu trocken, zu härten und undurchlässig für Wasser zu machen.

Vermutlich ist die Keramik übrigens weniger eine Erfindung, sondern mehr eine Entdeckung. Die Forschung geht davon aus, dass beobachtet wurde, wie ein als Unterlage für ein Feuer verwendete getrocknete Lehmplatte durch die Hitze härter wurde und sie danach von Wasser nicht mehr gelöst werden konnte. Gut möglich, ja sehr wahrscheinlich, dass diese Beobachtung nicht nur an einer Stelle, sondern von unterschiedlichen Menschen, an unterschiedlichen Orten gemacht wurde.

Nahezu zeitgleich mit der Erfindung des Rads, wurde die fussbetriebene Töpferscheibe erfunden. Ein Meilenstein in der Töpferkunst, denn es erlaube ein schnelleres und präziseres Arbeiten.

I Die Geschichte der Keramik: Steingut

Die Kunst Ton zu Gefäßen zu formen und zu brennen, war über tausende Jahre eine Domäne der Asiaten (China, Japan, Korea, Sibirien), der Afrikaner und den Bewohnern des vorderen Orients. Erst mit Verzögerung von ein paar Tausend Jahren, wurde die Keramik als Werkstoff für Gefäße auch in Europa heimisch.

Töpfern im heutigen Sinne entstand übrigens so um die Zeit 3.000 vor Chr. Um diesen Dreh rum wurde in Südmesopotamien die Töpferscheibe erfunden, was sowohl in Bezug auf den Töpferprozess, als auch für die Gestaltung der Gefäße ein eigentlicher Meilenstein war. Ob es sich dabei tatsächlich um eine Erfindung der Sumerer handelt oder ob diese Technik nicht lediglich auf einer Erfindung aufbaute, welche ein paar hundert Jahre zuvor in Indien entstanden ist…

Sicher ist auf jeden Fall, dass Europa der Entwicklung etwas hinterhergehinkt ist. Denn in unserer Region dauerte es rund 1000 Jahre länger, bis sich die Töpferscheibe durchgesetzt hat …

Ägypten hat ebenfalls eine Hochkultur der Töpferei erlebt und vermutlich dabei einen Beitrag geleistet, welcher nicht hoch genug einzuschätzen ist: Irgendwann im dritten Jahrtausend v. Chr. (also zwischen dem Jahr 3000 und 2000 vor unserer Zeitrechnung) wurde dort in etwa zeitgleich sowohl das Rad, als auch die erste fußbetriebene Töpferscheibe erfunden. Das ist nicht weiter erstaunlich, weil dies auf demselben Maschinenelement beruhen.

Historisches Steingut Formschüsseln aus dem Terra-Sigillata-Museum Rheinzabern

II Die Geschichte der Keramik: Steinzeug

Die Entwicklung ging Schritt um Schritt weiter. Wenige Jahrzehnte vor der Geburt Christi arbeitete man bereits mit raffiniert konstruierten Öfen, welche eine relativ konstante Brenntemperatur von 950 Grad zuließ. In dieser Zeit entstanden die ersten Betriebe, welche durchaus im industriellen Sinne Tonware hergestellt haben. Bekannt ist etwa die Manufaktur in Rheinzabern (Rheinlandpfalz), welche bereits im 2. Jahrhundert nach Christus mit 5 Öfen und 100 bis 150 Beschäftigen arbeitete!

950 Grad Celsius reichen noch nicht aus, um den für Steinzeug so typischen Sinterungsprozess auszulösen. Dies gelang zuerst vermutlich in China oder Japan. In dieser Region entwickelte sich die Keramik eigenständig und losgelöst von der übrigen Welt weiter. So dürfte dort bereits im 11. Jahrhundert Steinzeug im klassischen Sinne entstanden sein.

In Deutschland wurde das Verfahren für Steinzeug erst ein paar hundert Jahre später, so um 1300 herum, in Siegburg entwickelt. Von dort trat das Steinzeug seinen Siegeszug durch Europa an, wobei die Region ums Siegburg und Westerwald bis heute ein wichtiges Zentrum für Deutschland blieb.

Chinesenbe messen den Wert der Keramik nicht nur alleine aufgrund ihres Materials. Ming Schale aus Porzellan.
Foto Von Louis le Grand

III Die Geschichte der Keramik: Porzellan

Porzellan wurde ebenfalls zuerst in China produziert. Wobei hier eine klare Festlegung auf den zeitlichen und den örtlichen Ursprung sehr schwierig ist. Denn die Entwicklung hat in verschiedenen Regionen gleichzeitig stattgefunden. Es gab dabei vermutlich keinen Wendepunkt, an welchem man von Porzellan sprechen konnte.

Vielmehr muss von einer schleichenden Entwicklung gesprochen werden, welche zudem keinesfalls konsequent nach vorne getrieben wurde. So ist es nicht erstaunlich, dass rückblickend Porzellan mehr ein Sammelbegriff, wie eine tatsächliche Qualitäts- oder Materialbezeichnung war.

Genau deshalb ist die genaue Datierung der „Schöpfungsgeschichte“ des Porzellans so schwierig. Die meisten Quellen nennen zielsicher das Jahr 620 als Geburtsjahr des Porzellans. Doch gibt es auch andere Sichtweisen, welche das Entstehen des Porzellans rund 400 Jahre früher verorten.

Schlussendlich ist es eine Frage der Definition: Geht man von der reinen Lehre aus, dass Porzellan aus Kaolin, Feldspat und Quarz besteht, muss man vermutlich das frühe 7 Jahrhundert als das eigentliche Geburtsjahr des Porzellans anerkennen. Warum? Weil das „Porzellan“, welches während der Han Dynastie (25 – 220 AD) produziert wurde, eher ohne Kaolin hergestellt wurde.

Denn eben dieses Kaolin wurde erst im 7. Jahrhundert bei der chinesischen Stadt Gaoling (oder je nach Quelle, beim Berg) entdeckt wurde. Genau dieser weiße Ton ist aber nach heutiger Definition charaktergebend für Porzellan.

In den – sagen wir einmal – Anfängen des Porzellans in der Han Dynastie hat das Material weder in qualitativ, noch inhaltlich eine große Bedeutung und Verbreitung gehabt. Darauf weisen zumindest aktuelle archäologische Ausgrabungen hin.

Auch für die Zeit nach 620 hat Porzellan nicht sofort seine herausragende kulturelle Bedeutung erlangt, wie wir dies vielleicht erwarten würden. Viele hundert Jahre lang hat qualitativ gut gemachtes Steinzeug ein durchaus gleichwertiges kulturelles Ansehen genossen. Chinesen sind nicht dafür bekannt, ihre Tradition nur wegen einer Neuentdeckung gleich über den Haufen zu werden.

Über die Seidenstraße in den Orient, mit Marco Polo nach Europa

Auf welchen Zeitpunkt man die Entstehung des Porzellans auch datiert: in China hat sich dessen Produktion über die nächsten Jahrhunderte zu einem wichtigen wirtschaftlichen Faktor und einem Eckpfeiler der frühen Industrialisierung des Landes gemausert.

Lange bevor der Venezier Marco Polo um 1300 das weiße Gold von seinen Reisen nach Europa gebracht hat, fanden die Chinesen im Orient ihre Abnehmer. Dabei diente die legendäre Seidenstraße als Handelsroute.

Die eigentliche (vor-)industrielle Massenproduktion von Porzellan begann in wohl um 1522. In einer Stadt Namens Shiwan in der Provinz Kanton wurden auf Veranlassung von Mingh ein 170 Meter langer Brennofen entlang eines Berges gebaut. Aufgrund seiner Form erhielt der älteste, vollständig erhaltene Porzellanofen der Welt, seinen Namen „Dragon Kiln“ (Der Drachenofen). Wenn Sie mehr über diesen Ofen erfahren möchten, klicken Sie hier.

Durch den Ausbau der Kapazitäten konnten bald nicht nur der Orient mit der feinen Keramik versorgt werden, sondern auch Europa. Aber der Land- und Seeweg war beschwerlich. Weil durch Marco Polo die Nachfrage in Europa stieg, eine eigene Produktion wegen der Verschwiegenheit der Chinesen jedoch aussichtslos war, nahm die Preisentwicklung jenen Verlauf, welche Porzellan den Stellenwert von weißem Gold gab.

Wobei dieser Begriff wohl einer anderen Begebenheit entsprungen ist, mit welcher wir unsere Betrachtung der Geschichte der Keramik abschließen wollen:

Johann Friedrich Böttger, der Entdecker des Europäischen Porzellans, war eigentlich mit der chemischen Herstellung von Gold beauftragt. In einer Art Schutzhaft genoß er neben seiner Arbeit ein ausschweifend luxeriöses Leben. Die Entdeckung des Porzellans schütze ihn vermutlich vor einem vorzeitigen Ende am Galgen.

Die zweite Entdeckung des Porzellans.

Tatsächlich ging es bei der „Entdeckung“ von Europäischem Hartporzellan um Gold. Um die Herstellung von Gold, um genau zu sein. Genau dieses Verfahren soll der Alchemist und Apotheker Johann Friedrich Böttger gekannt haben. Zumindest behauptete er dies in Berlin öffentlich und war auch in der Lage, dies mit Hilfe von chemischen Taschenspielertricks glaubhaft nachzuweisen.

Dies weckte erst das Interesse des Königs von Preußens, welcher gegen ihn einen Haftbefehl erließ. Böttger floh nach Sachsen, wo er sich unter den Schutz von Friedrich August I. dem Kurfürsten von Sachen und Königs von Polen gab. Wobei der Schutz des Kurfürsten eher einer luxuriösen Gefangenschaft im Adeptenlabor, dem sogenannten „Goldhaus“, gleichkam. Denn Friedrich August I. kämpfte als Folge ausschweifender Prunksucht mit Geldproblemen, die er mit Hilfe einer eigenen Goldproduktion beseitigen wollte.

Die aussichtslose Lage ließ Böttger 1703 nach Prag, Wien und Enns fliehen. Er wurde aber bald wieder nach Dresden zurückgeholt und noch strenger bewacht.

Böttger setzte seine Forschungsarbeiten fort, wobei ihm bei seiner Arbeit ein relativ großzügiges Labor und verschiedene Fachkräfte aus dem Bergbau zur Seite gestellt wurde. Tatsächlich forschte die Truppe weniger an der aussichtslosen Herstellung von Gold, denn an keramischen Werkstoffen.

Als immer klarer wurde, dass König August der Starke die Geduld mit dem Goldmacher verlieren würde und dem Schwindler der Galgen drohen würde, gelang der Durchbruch im Bereich der Porzellanherstellung. Dieser lässt sich sehr genau datieren, denn er ist in einem Laborbericht festgehalten: Es war der 15. Januar 1708. Der Tag als die finale Zusammensetzung des Porzellans feststand.

Es dauerte aber noch rund ein Jahr, bis die dazu passende Glasur gefunden wurde und Böttger Friedrich August I. seine Erfindung präsentierten konnte. Am 28. März 1709 zog Johann Friedrich Böttger in letzter Minute seinen Kopf aus der Schlinge, indem er den König davon überzeugen konnte, dass Porzellan so wertvoll sei, dass man von weißem Gold sprechen könne.

Er sollte Recht behalten. Denn die von August dem Starken gegründete und von Böttger aufgebaute Porzellan Manufaktur Meißen, sollte sich am Ende tatsächlich als Goldgrube erweisen.

Mit der Entdeckung des Europäischen Hartporzellans hat die Geschichte der Keramik also auch von deutscher Seite her einen wichtigen Beitrag erhalten.

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Die Geschichte des Porzellans ist noch nicht zu Ende geschrieben

Mit der Entdeckung der goldenen Formel für die Herstellung von weißem Gold, hat die Entwicklung des Porzellans in Europa seine Entwicklung weitgehend abgeschlossen. Natürlich haben findige Köpfe weiter daran gearbeitet, das Material, die Glasur, die Arbeitsprozesse zu verbessern, zu vereinfachen und zu optimieren. Aber große Sprünge hat die klassische Keramik seither nicht mehr gemacht.

Natürlich ist die Geschichte der Keramik damit nicht zu Ende geschrieben. Die Schritte der Entwicklung sind – wie bei allen anderen Prozessen und Werkstoffen auch – nur immer kleiner geworden. Das ist ein ganz normaler Prozess, welche am Ende immer im TQM zu enden droht: Total Quality Management.

Wo keine großen Sprünge mehr möglich sind, wird versucht eine Sache immer perfekter zu machen. Prozesskontrolle statt Kreativität.

Die Porzellan Manufaktur Eiden geht hier einen eigenen, einen im wahrsten Sinne des Wortes individuellen Weg. Natürlich versuchen die Keramikerinnen um Dagmar Eiden auch, Fehler wenn immer möglichst zu vermeiden und eine konstant hohe Qualität abzuliefern. Dabei geht aber nie vergessen, dass es die kleinen Unterschiede sind, welche eine Sache besonders liebeswert und einzigartig werden lassen.

Genau diese Individualität der einzelnen Stücke ist es, was die große Kunst der kleinen Manufaktur ausmacht. Seriell hergestellte Ware einzigartig scheinen zu lassen, weil sie –  da Handarbeit – eben auch einzigartig sind.

Wenn Sie hier mehr über die Geschichte(n) der Keramik und die Unterschiede zwischen den einzelnen Materialien erfahren wollen, können Sie sich entweder von Bereich zu Bereich durchklicken oder gleich zu jenem Thema gehen, welches Sie besonders interessiert.

Weiter mit dem Unterschied zwischen Steingut, Steinzeug und Porzellan: Die chemischen Unterschiede zwischen Steinzgut, Steinzeug und Porzellan

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